Dieser Leporello ist eine Art Impresario. Er ist verzweifelt, wie man diesen „Don Giovanni“ in Zeiten der Corona-Pandemie noch retten kann. Das Publikum wird zum Mitsingen eingeladen. Vier junge Sänger aus dem Publikum werden animiert, vorzusingen. Die Oper beginnt. Zwischendurch erzählt Leporello wie ein Opernführer (Der Schauspieler Harry Lampl spricht ihn nicht immer ganz verständlich) die Handlung. Dabei quatscht er aber so viel, dass er vom Dirigenten immer wieder eingebremst werden muss und schließlich sogar hinausgetragen wird.
Da der ursprüngliche Plan, einen durchinszenierten „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart zu zeigen auf Grund von Corona nicht mehr möglich war, hat man sich seitens der steirischen Festspiele, der Styriarte entschlossen, die „Oper aller Opern“ nur als Arienquerschnitt in eine reduzierte Fassung umzufunktionieren, mit einer aktuellen Rahmengeschichte zu versehen und ohne Höllenfahrt in nur einer Stunde zu zeigen. Dazu hat Karl Böhmer einen eigenen, neuen Text mit vielen aktuellen Bezügen konzipiert. Adrian Schvarzstein hat mit vielen, teils nicht immer allzu gelungenen Gags, aber mit leichter Hand die Szene arrangiert. Zudem taucht er, nachdem er mit einer Partnerin schon das Foyer mit Besen und Lappen zum Gaudium der Zuschauer gesäubert hat, immer wieder auf verschiedenen Positionen störend auf der Bühne auf und gibt kurze Zitate aus Leporello Arien von sich. Wie im Varieté oder im Zirkus werden auch immer wieder von seiner Partnerin Jurate Sirvyte Schilder mit diversen Aufschriften vorbeigetragen. Etwa das Wort „Stimmen“ als das Orchester sich anfänglich einstimmte. Das Wort „Schilcher“ bei der „Champagner-Arie“, während Leporello wortreich für diesen typischen steirischen Wein Werbung macht.
Jung und unverbraucht hört man das Ensemble, das auf vier Sänger reduziert wurde: Damien Gastl ist ein kerniger, solide singender Titelheld, der kurzfristig eingesprungene Daniel Johannsen ein leichter, helltimbriertet Don Ottavio. Tetiana Miyus singt die Donna Elvira mit viel zorniger Power und klarem Sopran. Die erst 24-jährige Miriam Kutrowatz, Tochter des bekannten Pianisten Eduard Kutrowatz, ist sängerisch und optisch eine entzückende Zerlina mit glockenreinem Sopran.
Michael Hofstetter, eingesprungen für den erkrankten Andrés Orozco-Estrada, am Pult des styriarte-Festspiel Orchesters ist von der Lautstärke her nicht immer ganz sängerfreundlich. Er weiß aber auch viele duftige und feine Töne zu erzeugen.
Großer Jubel im Publikum, das sich brav an alle Abstands- und Maskenregeln hält!
Dr. Helmut Christian Mayer
19. Juli 2020 | Drucken
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