Pretty Yende und Nadine Sierra im Wiener Konzerthaus: Perfekter Belcanto, viel Witz und Schwung

Xl_yende-sierra-mielgo-wien-3-22-1 © Helmut Christian Mayer

Gleich zu Beginn gab es ein starkes Zeichen: Die ukrainische Hymne erklang im Orchester und der Dirigent sprach gegen den Krieg. Und auch zum Schluss wünschten sich die beiden Sängerinnen ein Ende des Leids. Und während des gesamten Abends waren die Säulen des Wiener Konzerthauses in die beiden ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau getaucht.

Und dazwischen erlebte man an diesem bunten, abwechslungsreichen Abend zwei meist strahlende Sängerinnen mit viel guter Laune und viel Spaß. „Wenn die sanften Abendlüfte“: Schon bei ihrem ersten Duett von Susanna und Gräfin aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Figaros Hochzeit“ konnten die beiden Ausnahmesopranisten das Publikum in ihren Bann ziehen. Und viele weitere Duette folgten als Pretty Yende und Nadine Sierra, beide in extravagantem Outfit, im Konzerthaus bei „Great Voices“ auftraten. Sie reüssierten ganz besonders bei den Belcanto-Komponisten Gioacchino Rossini, Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini, etwa bei dessen bekanntem Duett von Norma und Adalgisa aus der Oper „Norma“. Dabei harmonierten ihre Stimmen bei allen ungemein an Farbe und Nuancen. Solistisch glänzte Nadine Sierra etwa mit der großen Arie aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ „È strano…Sempre libera“ aus dem 1. Akt mit reinsten und flexiblen Tönen bis in die höchsten Lagen, wobei den Tenorpart kurzerhand Pretty Yende aus dem Off übernahm. Diese wiederum zündete ein blitzsauberes Koloraturenfeuerwerk mit unzähligen Verzierungen bei der diffizilen Arie der Puppe Olympia „Les oiseaux dans la charmille“ aus Jacques Offenbach „Hoffmanns Erzählungen“, von dem natürlich auch die Barcarole nicht fehlen durfte. Aber auch mit viel gefühlvoller Romantik konnte etwa Nadine Sierra mit dem Vilja Lied aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ faszinieren. Und schwungvoll mitreißend gefielen auch wie „A Boy Like That“ oder „I Feel Pretty“ von Leonard Bernsteins „West Side Story“.

Die Slowakische Philharmonie unter Pablo Mielgo begleitete den ganzen Abend meist rücksichtsvoll und selten zu laut, wobei man sich jedoch manchmal bei den Musikern mehr Feuer gewünscht hätte. Sie konnte auch mit den Ouvertüren zu Mozarts „Figaro“, Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“, Rossinis „Semiramide“ und ganz besonders dem fetzigen „Mambo“ von Bernstein punkten.

Und weil es so schön war, gab es dann noch das „Blumenduett“ aus Léo Delibes „Lakme“ als Zugabe.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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