Royal Swedish Opera: Eine packende, hörenswerte „Tosca“ von Puccini

Xl_tosca-royal-swedish-opera-operavision © Royal Swedish Opera

„E lucevan le stelle“: Die Sterne in Giacomo Puccinis „Toscablitzen tatsächlich, als Cavaradossi auf seine Hinrichtung wartend unter Tränen von der Welt und seiner Geliebten hinreißend Abschied nimmt. Denn über die Bühne spannt sich ein leuchtender Sternenhimmel. Ansonsten gibt es außer einigen einnehmenden Lichtstimmungen und etwas Theaternebel in der Royal Swedish Opera keine Effekte und keine Kulissen, denn das Orchester sitzt auf der Bühne und es handelt sich bei dieser neuen Produktion aus 2021 nur um eine konzertante Aufführung dieser beliebten Puccini Oper. Sie war hier am Haus seit ihrer Uraufführung in Rom im Jahre 1900 sage und schreibe schon 760 Mal aufgeführt worden, wie uns die Dramaturgin Katarina Aronsson bei ihrer Einführung zum Werk erzählt.

Trotzdem wirkt der Opernthriller jetzt beim Pandemie-bedingten Streaming ohne Publikum mit sogar deutschen Untertiteln keineswegs statisch.  Dafür sorgt in erster Linie die aus Schweden stammende Malin Byström als Sängerin Floria Tosca, die mit ihrem Spiel und Gesang immer wieder für starke, emotionale und packende Momente sorgt. Sie fasziniert mit ihrem intensivem, runden, höhensicheren, schön geführtem, farben- und gefühlsreichen Sopran. Und die Sterne blitzen auch bei den anderen Sängern, nicht nur bei der gleichnamigen Arie, an der kein Tenor vorbeikommt: Strahlend, mühelos, kraftvoll, mit wunderbaren Phrasierungen, viel schmelziger „Italianitá“ und um keinen Spitzenton verlegen, begeistert der Schwede Daniel Johansson als Maler Mario Cavaradossi. Der Pole Łukasz Goliński könnte als römischer Polizeichef Barone Scarpia böser und weniger statisch agieren, er singt ihn aber mit edlem Timbre. Aber auch sonst wartet die Produktion mit hoher Qualität, ebenso wie bei den kleineren Rollen, auf: So ist Jeremy Carpenter ein kerniger Angelotti, Markus Schwartz ein humorvoller Mesner und Niklas Björling Ryge ein angstvoll verschlagener Spoletta. Auch der Chor der Königlichen Schwedischen Oper, dessen Einstudierung: James Grossmith besorgte, singt beim „Te Deum“ vom Balkon des Opernhauses klang- und kraftvoll.

Der jüngere italienische Dirigent Matteo Beltrami leitet das Royal Swedish Orchestra mit dem nötigem Zupack und weiß dadurch spannende Ausbrüche aber auch klangschöne und zart gefühlvolle Momente zu erzeugen.Er sorgt für eine fastkonstante, atemberaubende Hochspannung.

Diese Produktion kann noch bis 7.11.2021 auf www.europavision.eu angeschaut und nachgehört werden.

Dr. Helmut Christian Mayer

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