Wien: „Cavalleria rusticana“/“Pagliacci“in Starbesetzung

Xl_pagliacci_kaufmann_agresta-wien-1-25-2 © Michael Pöhn

Eine kleine Steinkirche auf einem Hügel, eine schmale Häuserzeile aus kleineren Gebäuden, ebenfalls aus Steinen erbaut: Prachtvoll, naturalistisch sind die Kulissen eines süditalienischen Dorfes: Jean-Pierre Ponnelle hat sie, wie auch die althergebrachten, geschmackvollen Kostüme vor 39 Jahren erdacht und zeigt in seiner traditionellen Inszenierung von „Cavalleria rusticana“/“Pagliacci“ an der Wiener Staatsoper erstaunliche Vitalität und Ideenreichtum. Jetzt wird diese Produktion in Starbesetzung wieder aufgenommen.

Dabei erlebt man wieder einmal Elina Garanca, die als Santuzza ein feines aber auch packendes Opernspiel zeigt. Sie ist eine Ausgestoßene, die schon von Beginn an auf der Bühne herumirrt und auch später omnipräsent ist. Sie leidet verzweifelt, weil sie erkannte, dass Turiddu sie betrügt. Und es ist wunderbar, wenn sie dann ihren prachtvollen, dunkel gefärbten Luxus - Mezzosopran erklingen lässt: Sie kann mit dramatischen Ausbrüchen aber auch mit feiner Phrasierung ungemein berühren. In „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni ist sie zweifellos der Star des Abends. Eigentlich sollte an ihrer Seite Jonathan Tetelman sein längst fälliges Debüt an der Staatsoper geben. Allein wegen einer Liftröhrenentzündung musste er absagen. Als Einspringer fungiert als Turiddu der Armenier Arsen Soghomonyan. Er singt ihn mit nicht allzu großem aber schöngefärbten Tenor mit ungefährdeten Höhen. Adam Plachetka ist ein sehr dominanter Alfio, der nicht nur mit seiner Auftrittsarie brilliert. Anita Monserrat ist eine blutjunge, hochbegabte Lola, Mitglied des hiesigen Opernstudios Elena Zaremba singt die Mama Lucia recht solide aber mit zu wenig Präsenz.

Beim zweiten der Opernzwillinge „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo, dominiert ein Star das Geschehen: Jonas Kaufmann kann als Canio nicht nur mit tollen Höhen, sondern auch mit intensivem Spiel punkten. Auch in seiner Paradearie „Ridi Pagliaccio“ zeigt er keinerlei Ermüdungserscheinungen. Zudem singt er ganz wunderbar baritonal statt des Tonio im Clownkostüm den Prolog. Maria Agresta gefällt als charmante Nedda, mit viel Leichtigkeit. Adam Plachetka ist ein Hüne von einem als Tonio mit mächtigen Tönen seines Baritons. Exzellent hört man auch Jörg Schneider als Beppe. Solide singt Stefan Astakhov Neddas Liebhaber Silvio. Der viel beschäftige und spielfreudige Chor der Wiener Staatsoper singt in beiden Opern stimmkräftig und sehr homogen (Einstudierung: Thomas Lang).

Gefühle in unterschiedlichem Ausmaß sind im Orchester der Wiener Staatsoper unter dem recht agilen Nicola Luisotti durchaus erkennbar. Der italienische Maestro könnte jedoch noch etwas mehr an Leidenschaft

Riesenjubel, der bei Verbeugen der Stas noch um einiges anschwillt.

Dr. Helmut Christian Mayer

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